Die Rückreise (Teil1)

Es sind bereits einige Tage vergangen, dass ich dazu komme meine Eindrücke zu schildern und meine „Tagesberichte“ zu schreiben. Obwohl Urlaub ist und ich ja „eigentlich“ ganz viel Zeit haben sollte, so kommt dann doch immer eins zum anderen und am Abend bin ich müde und habe keine Lust mehr zum Schreiben.

In der Zwischenzeit sind wir in St. Anton in Österreich angekommen, aber fangen wir da an, wo ich beim letzten Bericht aufgehört habe…

Wir versetzen uns also zurück ins warme Marokko…ja, am Erg Chegaga war ich das letzte Mal stehen geblieben. Nach der zweiten Nacht in unserem Dünen-Camp brechen wir auf nach Zagora. Es beginnt wieder mit herrlicher Fahrt durch den Sand, die leider nicht lange anhält und sich schnell wieder zu einer Piste verwandelt. Zum Thema Piste habe ich mich ja bereits ausgiebig ausgelassen. Wir hüpfen also wieder fröhlich in unserem Fahrerhaus, ermutigen uns bei jedem halbwegs erholsamen Abschnitt, haben jedoch immer das GPS im Blick was uns in „verbleibenden Kilometern“ genau anzeigt, wann die Tortour vorbei ist. Ganz zum Schluss der Piste, kurz vor Midelt, genießen wir die letzte Fahrt durch Sand, die einer Achterbahnfahrt gleicht (im positiven Sinne), und dann beginnt wieder Asphalt. Wir sind einerseits froh, andererseits wissen wir, dass das praktisch das Ende des Marokko Abenteuers bedeutet. Jetzt folgt nur noch asphaltierte Strecke und das Befahren des nördlichen Marokkos, was uns weniger zusagt…es ist eben nicht so Landes typisch, wie der Süden.

In Zagora machen wir Halt an dem Campingplatz, den wir auch auch den letzen Jahren kannten. Er ist klein und beschaulich und die Stellplätze liegen zwischen Palmen.

unter Palmen

Wir bleiben gleich zwei Tage und genießen das schöne Wetter. So ganz ohne „Schrauben und Basteln“ geht es für Karl und mich natürlich nicht. So denken wir schon etwas über die besonderen Ansprüche in der Kälte nach, wenn es auf unsere Rücktour durch die Alpen geht. Das Hauptproblem liegt im Abwasser. Das Rohr, was aus der Kabine in den Abwassertank führt, liegt außerhalb des Koffers und ist nicht isoliert. Das ist natürlich eine potentielle Gefahrenquelle, denn wenn das Wasser in dem Rohr steht und einfriert, dann ist die Schluss mit Duschen, Abwaschen, Zähneputzen usw…. Um Ehekriesen direkt aus dem Weg zu gehen (mich würden solche „kleinen Probleme“ eher nicht aus der Bahn werfen) beschließen Karl und Ich vorzubeugen. Es sei an dieser Stelle jedoch angemerkt, dass Marina auch sehr belastbar ist, aber um ganz auf „Nummer Sicher“ zu gehen ist Vorsorge einfach besser.

Im Abwassertank ist vom Hersteller ein Heizstab verbaut, der das Abwasser vor Frost schützt. Prinzipiell super, wenn der Stab den angeschlossen wäre; Ist er aber nicht, weil wir ihn bislang noch nicht gebraucht haben. Nun mag der Leser Sagen: Sollte doch kein Problem für die beiden Bastler sein!? Die haben doch schon ganz andere Sachen gemacht! Richtig…das haben sie auch, aber leider schauen uns nur 2 Kabel mit den Farben weiß und rot an und das war’s. Es stellt sich also die Frage: Wie muss das Ganze gepolt werden und vor Allem: Wird der der Stab auf 12V oder 24V betrieben. Ausbauen können wir ihn nicht, somit also keine Aufschrift sehen; Das bedeutet, dass wir raten müssen. Karl tippt auf 24V und ich auf 12V. Die Problematik liegt darin, dass wir nur einen Versuch haben. Ich komme mir vor wie bei einer Bombenentschärfung, wo der Mann mit der Kneifzange kommt und sich für eine Kabel entscheiden muss, welches er durchknipst…mir läuft zwar kein Schweiß die Stirn hinunter und es tickt auch keine Uhr rückwärts wie in einem James Bond Film, aber ich denke eben ein wenig über die nächsten Tage nach wenn der Tank einfriert und dann könnte das vielleicht schon einer Art Explosion nahe kommen.

Wir entscheiden uns für 12V, verbinden die Kabel und…wir liegen richtig! Puh, Glück gehabt, das Problem wäre aus der Welt geschafft! Wir haben uns einen Kaffee verdient und setzen uns nach getaner Arbeit. So weit zum Thema Urlaub…harte Arbeit ist das!

Am Abend kommt dann noch ein Marokkaner zu uns und bietet uns verschiedene, aus Holz geschnitzte, Jeeps zum Kauf an. Wir bedanken uns freundlich für das Angebot, lehnen aber höflich seine Angebote ab. Dann zückt der junge Mann sein Handy und zeigt uns Bilder seiner diversen Exponate…darunter auch LKW-Wohnmobile so wie Karlchen. Er bietet uns an, er könne auch eine „Mini-Karlchen“ fertigen. Das weckt unser Interesse und ich sage ihm, dass er sich dann aber sputen muss, den wir würden am nächsten Morgen um 8:30Uhr abreisen. Wir feilschen noch über den Preis, einigen uns am Ende auf 500MAD, er macht mit seinem Handy einige Bilder und zieht von Dannen. Wir sind gespannt und um so mehr überrascht, als er am nächsten Morgen exakt um 8:30Uhr mit einer Plastiktüte vor uns steht. Wir kommen aus dem Staunen kaum heraus, als er Mini Karlchen hervorholt.

Mini-Karlchen

Tatsächlich hat er es geschafft, über Nacht das Auto aus einem Stück Palmenholz bauen. Die Details sind beeindruckend und wir bedanken uns vielmals bei ihm…

Wir packen schnell ein und die Rückreise ist schnell erzählt. Wir fahren von Zagora über den Hohen Atlas nach Marrakesch. Wir sind diese Route bislang noch nicht gefahren und erleben erneut eine wirklich bezaubernde Landschaft.

Atlas
Atlas
Transporter mit Schafen

Dort trennen sich zunächst unsere Wege. Karl und Charline treffen sich noch mit Freunden, bevor sie am nächsten Tag wieder nach Malaga fliegen. Wir hingegen nehmen die 1000km unter die Räder und fahren am Abend noch bis Casablanca. Am nächsten Tag wollen wir pünktlich an der Fähre sein und um 15:30Uhr übersetzen…so die Theorie.

In der Praxis sieht das dann etwas anders aus. Wir erreichen Tanger Med um 13:00Uhr und die Formalitäten für den Check-In an der Fähre dauern nur 5min. Wow, denken wir uns…so schnell waren wir noch nie! Es geht weiter zum Zoll. Auch hier klappt alles reibungslos und schnell. Dann kommt der Scanner. Hier dauert es ca. 40min, aber auch das lässt sich verkraften, da die Fähre ohnehin erst um 15:30Uhr fährt. Und tatsächlich parken wir als zweites Fahrzeug in der Verladespur ein. Schon toll, denken wir uns und kochen schnell noch einen Kaffee. Ich mahne zur Eile, weil es ja gleich losgeht. Marina wieselt nach hinten, bereitet alles zur kleinen Kaffee Pause vor. 5min später sitzen wir mit Panorama Aussicht im Fahrerhaus und bestaunen gespanntes das muntere Treiben im Hafen. Und siehe da, da kommt auch schon die Fähre. Wir sind wirklich Glückspilze denken wir uns. Die Einreise war schon so reibungslos und schnell und jetzt das Gleiche bei der Rückreise.

10min später holt uns die gnadenlose Realität wieder von unserer Wolke 7. Der Einweiser kommt zu uns und teilt uns auf französich mit, dass wir auf diese Fähre leider nicht fahren können, da unser Auto zu hoch ist. Mit dem Verweis auf die nächste Fähre wendet er sich den anderen Fahrzeugen zu und winkt alle Richtung Verladung.

Na die Rechnung hat der gute Mann allerdings ohne Marina gemacht. Ehe ich mich versehe fliegt die Beifahrertür auf und Marina sprintet dem netten Herrn hinterher. Ich hingegen lege meine Rückenlehne etwas weiter nach hinten, denn das Schauspiel was jetzt kommt wird filmreif…ich kenne ja meine Frau (im Gegensatz zu dem Einweiser). Gerade will der nette Mann ein weiteres Wohnmobil in Richtung Fähre winken, da fällt ihm Marina in den Rücken, beschimpft ihn (in welcher Sprache auch immer) und versucht ihn davon zu überzeugen, dass wir in jedem Fall mit MÜSSSEN. Ich denke mir so: Naja, die Verladerampe der Fähre wird dadurch auch nicht höher und bekomme gar etwas Mitleid mit dem armen Herren.

Marinas Aufgebote von Allem was sie hat nützen nicht und wild schnauben und frustriert gibt sie sich geschlagen (das kommt in solchen Situationen selten vor). Allerdings glaube ich, dass der Herr nicht das erste Mal in solch einer Situation gewesen ist… Um die Geschichte jetzt nicht zu sehr in die Länge zu ziehen sei berichtet, dass wir noch weitere 6h gewartet haben, bis dann endlich um 21:30Uhr eine Fähre einfuhr, die gewillt war uns mitzunehmen. Wir treffen noch ein Ehepaar aus Wiesbaden, die mit ähnlichem Gefährt unterwegs gewesen sind und nun nach 3 Monaten Marokko ebenfalls den Heimweg antreten.

Sprinter 4×4 von Uschi & Reinhold

Somit ist für genügend Gesprächsstoff auf der Fähre gesorgt und wir kommen nach 2h ruhiger Fahrt in Algeciras an, wo wir auch bleiben und nächtigen.

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