Nach der Besichtigung von Zermatt steht die Fahrt nach Morteratsch / CH an. Von Täsch sind es immerhin 400km, so dass wir uns etwas beeilen müssen, um nicht wieder in der Dunkelheit anzukommen. Aufgrund von gesperrten Pässen bleibt uns nicht anderes übrig, als die Route über Mailand zu nehmen. Mit einem PKW hätte man von Brig nach Obergoms den Autozug nehmen können, aber dafür ist Karlchen leider zu groß! Zunächst steht allerdings wieder eine wunderschöne Strecke an: Die Simplonpassstraße. Sie windet sich über 1000 Höhenmeter auf knapp 2100m und ist sehr gut ausgebaut. Da es Samstag ist, fahren so gut wie keine LKW und wir können die Fahrt und die Ausblicke genießen.
Schnell ist die Straße wieder mit Schnee bedeckt, aber völlig problemlos zu fahren. In der Schweiz und in Frankreich gibt es für Fahrzeuge mit Allradantrieb keine Pflicht für Schneeketten, was mich wundert, denn das Fahren bergauf ist das eine, aber es geht ja auch irgendwann wieder runter!? Für uns ist das sehr angenehm nicht ständig Ketten anlegen zu müssen, sondern einfach fahren zu können und mit der notwendigen Vorsicht und etwas Gelassenheit ist es auch gar kein Problem mit Karlchen den Berg auf Schnee wieder hinunter zu fahren.Nach dem Simplon kommt ein wenig aufregender Streckenabschnitt. Es regnet mal wieder und wir fahren so vor uns hin in der Hoffnung, dass es bald wieder bergauf geht und der Schnee wiederkommt. 40km vor dem Ziel beginnt die Straße zum Berninapass. Wir hoffen inständig, dass unsere Information, dass der Pass geöffnet ist, noch stimmt. Der Schneefall nimmt immer mehr zu und die Straße hat ab 1000m eine festgefahrene Schneedecke. In der Zwischenzeit ist es natürlich auch wieder dunkel und wir sind froh unsere Zusatzleuchten auf dem Dach montiert zu haben. Der Unterschied in der Sicht zwischen normalem Fernlicht und dem Licht der Lazer Lamp ist unbeschreiblich. Es wird nahezu taghell, wenn ich das Licht einschalte. Es ist tatsächlich keine Spielerei solche Lichter zu montieren, sondern in der Nacht ein wichtiger Sicherheitsaspekt, auf dass wir nicht mehr verzichten möchten.
Kurz vor Beginn der eigentlichen Passstraße gibt es wieder einen Anlegeplatz für Ketten, wo alle PKW ihre Ketten anlegen müssen. Wir grüßen freundlich, schauen erleichtert aus dem Fenster (weil wir keine Ketten anlegen müssen) und nehmen den Pass in Angriff. Es ist eine tolle Fahrt. Starker Schneefall, Wind, Kälte…wir sind in unserem Element und erreichen nach problemloser Fahrt den Campingplatz Morteratsch, der uns von Schweizern, die derzeit mit einem ähnlichen Mobil in Russland unterwegs sind, empfohlen wurde. Wer an den Abenteuern der Beiden interessiert ist schaut einfach mal auf ihrer Web Seite:
Die Einfahrt ist sehr eng und führt durch einen Wald. Als wir dann final nach rechts abbiegen, können wir trotz Dunkelheit die wunderschön gelegene Anlage sehen.
Da die Rezeption nicht mehr besetzt ist, stellen wir uns einfach an eine geeignete Stelle und springen schnell ins Bett. Am nächsten Morgen sehen wir dann die ganze Pracht und können nun nachvollziehen, warum wir den Campingplatz empfohlen bekommen haben…er ist wirklich unbeschreiblich schön gelegen und dazu noch perfekt ausgestattet. Hier kann man definitiv einige Wochen bleiben!
Da auf unserem heutigen Tagesplan nur die 220 km Fahrt nach St. Anton am Arlberg steht, wollen wir die tolle Campinganlage in vollem Umfang nutzen und beschließen unsere Wäsche zu waschen. 4 Wochen sind lang und damit man mit der Unterwäsche nicht von vorne anfangen muss, kommt die Möglichkeit gelegen. Außerdem wollen wir unseren Abwassertank leeren und Frischwasser füllen. Der Abwassertank ist bislang noch nicht eingefroren, lediglich am Abflussrohr hat sich ein kleiner Zapfen gebildet, was allerdings dem geschuldet war, dass wir den Tank offen gelassen hatten. Wir nehmen den Schlauch kurzer Hand ab, und Marina taut ihn unter heißem Wasser wieder auf.
Alles funktioniert tadellos und so setzen wir uns gegen Mittag in Bewegung. Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach St. Moritz, was uns allerdings nicht wirklich zusagt. Was uns allerdings sehr zusagt ist, dass am Morgen überraschend der Julierpass geöffnet hat. Das hätten wir bei diesem Wetter nicht erwartet, nehmen aber die Gelegenheit direkt an. Das ist das erste Mal, dass wir keinen Umweg fahren müssen. Wir sind den Julierpass bereits vor einigen Jahren im Sommer mit dem PKW gefahren und waren damals schon begeistert. Es ist eine sehr kurvige Passstraße, die es vermutlich bei Schnee in sich haben wird. Wir starten unsere Fahrt dennoch zuversichtlich. Das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Es beginnt zu schneien und um so höher wir kommen, desto stürmischer wird es. Erschwerend kommt hinzu, dass der Schnee so derart blendet, dass man noch weniger sieht.
Es hat hier oben so viel Schnee, dass man die wenigen Häuser, die es hier gibt, kaum sehen kann. Es ist auch das einzige Foto was wir machen können, denn die anderen Bilder sind schlicht weg einfach nur weiß!
Trotz widriger Bedingungen kommen wir mal wieder unbeschadet auf der anderen Seite des Passes an. Es geht ausnahmsweise mal unspektakulär weiter. Die Straßen sind frei und die Aussicht nicht besonders. Alles sieht also nach einem ganz normalen Tag aus, wenn da nicht die Schweizer Grenze wäre…
Als Wohnmobil mit einem Gewicht von >3,5t und bis 7,5t benötigt man keine Vignette, sondern eine PSVA entrichten. Man zahlt 23 Euro und darf damit 10 Tage auf den Mautpflichtigen Straßen der Schweiz fahren. Eingetragen wird jeder Tag im Voraus. Im Grunde nicht teuer und einfach zu handhaben. Man führt das Formular mit sich mit und zeigt es auf Verlangen. Als wir das Dokument bei der Einreise in die Schweiz bekommen haben, wurde der erste Tag eingetragen und der Grenzbeamte erklärt Marina, dass man dies nur bei jeweils der Einreise in die Schweiz einzutragen hat. Wir sind seit dem 2x eingereist und haben somit 2 Tage ausgefüllt. Nun fahren wir durch die Schweiz und Lichtenstein und wollen ausreisen nach Österreich. Es ist kein Betrieb an der Grenze und es steht auch kein Grenzer dort, als wir uns langsam nähern. Im letzten Moment allerdings kommt dann doch ein Herr aus seinem warmen Häuschen. Ich zeige die Pässe und lege in Gedanken schon wieder den ersten Gang ein, als er mich nach der PSVA fragt. Hä??? Ich denke ich bin in Lichtenstein? Was will der gute Mann denn jetzt einen Schein für die Schweiz? (Habe ich bislang immer noch nicht verstanden). Egal, wir haben ja unseren Schein und ich zeige ihn vor. Der Beamte schaut auf den Schein und sagt ich möge bitte auf die Seite fahren und ihm mit meinen Fahrzeugpapieren und meinem Führerschein folgen. Wir verstehen die Welt nicht mehr wirklich, aber folgen seinen Anweisungen. Kurz darauf erklärt er mir, dass wir den Schein falsch ausgefüllt haben. Nicht bei jedem Grenzübertritt muss das Datum eingetragen werden, sondern bei jedem Fahrtag. Ich erkläre ihm, dass es ein Missverständnis sei und entschuldige mich für unsere Unachtsamkeit. Damit ist der Fall für mich erledigt. Für den netten Beamten leider nicht. Er weist mich ebenso höflich darauf hin, dass wir 100 CHF Strafe bezahlen müssen. Klasse, das hat ja gut geklappt. Die Formalitäten dauern ca. 30min und wir setzen unsere Fahrt fort. Das Geld hätten wir besser investieren können, aber sich zu ärgern macht es nicht besser.
Am Abend kommen wir in St. Anton am Arlberg an. Auf dem Internetportal „Park4night“ suchen wir meist nach geeigneten Stellplätzen. Wir werden auch dieses Mal fündig. Direkt vor dem Wellnessbad in der Stadtmitte soll es einen öffentlichen Parkplatz geben. Besser geht nicht denken wir uns und steuern diesen direkt an. Etwas komisch kommt mir das Ganze schon vor, da ein Verbotsschild für FZG >3,5t an der Einfahrt steht. Ich ignoriere das Schild höflich und wenig später parken wir im Herzen von St. Anton. Alles richtig gemacht denken wir uns und planen nach einem kleinen Spaziergang noch ein Restaurant aufzusuchen und das traditionelle Schnitzel zu essen.
Geplant, Getan! Das Schnitzel im Hotel Schwarzer Adler ist ein Traum und das Ambiente ein Kontrastprogramm zu dem,was sich auf der Einkaufs-und Partymeile von St.Anton abspielt.Hier spricht, oder sollte ich besser sagen, man grölt englisch und holländisch……! So schön das Skigebiet auch sein mag, uns schreckt dieses Erlebnis direkt ab und wir wandern schnell zurück zu Karlchen, um unsere Ruhe zu haben. Dort wartet allerdings die nächste Überraschung auf uns. An der Einfahrt des Parkplatzes wo wir parken, steht plötzlich ein Parkverbotschild für Wohnmobile. Dieses stand, als wir auf den Parkplatz eingefahren sind, noch auf der anderen Straßenseite und hatte nun wohl „Beine“ bekommen. Wir fühlen uns hier nicht mehr sehr willkommen und möchten nicht aufstehen müssen, wenn man uns womöglich mitten in der Nacht bittet den Platz zu räumen. Somit beschließen wir in den Nachbarort Pettneu auf einen Campingplatz zu fahren, der toll angelegt ist. Hier sind wir willkommen.
Wir freuen uns bereits auf den nächsten Morgen, wenn wir in Richtung Zugspitze aufbrechen, um Freunde zu besuchen, die dort gerade ihren Urlaub verbringen…
Hallo ihr zwei,
wie immer sehr lesenswert, weiter so.
Hoffe ihr standet heute nicht all zu lang auf der A1 im Stau. Ihr seit mir heute hinter Vollmerstein entgegen gekommen.
Gruß Schorsch
Hallo Schorsch,
das ist ja ein Zufall! Toll, dass dir unsere Berichte gefallen. Es ist immer gut ein Feedback zu bekommen. Es kommen jetzt noch der letzte Teile der Rückreise und der Technikbericht, den ich nach jeder Fahrt verfasse.
Liebe Grüße aus Berlin,
M & M