09.02.2018 *Das technische Fazit der Reise*
Die 4 Wochen waren großartig, aber ganz anders als die Reise nach Marokko im Mercedes G in 2017. Um all die Eindrücke zu verarbeiten werden wir das in einzelne Rubriken unterteilen! Fangen wir mit dem neuen Reisebegleiter an:
Mercedes-Benz Atego 1018 4×4 „Karlchen“
Wie bereits berichtet, wurde Karlchen in letzter Minute fertig. Fertig ist übertrieben; Besser wäre zu sagen: Es wurden die meisten Funktionen hergestellt, um eine solche Reise zu machen! Wir hatten ein Bett, fließend Wasser (sogar warm), eine Toilette (wichtigster Reisebegleiter und Voraussetzung von Marina), Strom und eine Heizung! Etwas kritisch war speziell Marina bei Antritt der Reise schon, ob sie sich mit diesem Provisorium anfreunden könne (speziell die fehlende Innenverkleidung der Kabinenwände). Nach 4 Wochen hatte sie sich bereits etwas in die Aluminium-Optik verliebt 😉
Im Prinzip haben wir auch hier gelernt, dass man sich mit allem arrangieren kann und man gar nicht alles unbedingt so perfekt braucht, um eine schöne Reise zu machen…es kommt auf andere Dinge an. Das heißt nicht, dass wir den Aufbau nicht weiter voran treiben werden…aber es hat Zeit!
Die Technik hat perfekt funktioniert! Es hat uns wirklich an nichts gefehlt (Danke an Karl und Charline, die uns soooooo sehr unterstützt haben mit Rat und Tat! Ohne die beiden wäre das ganz anders geworden! Ihr seid die Besten!!!!)
1.) Wasserversorgung
Mit den 160Litern Frischwasser sind wir prima ausgekommen. Wenn man damit nicht das Auto waschen möchte, kommen wir ohne Probleme 5 Tage damit aus…mit duschen!!! Der Katadyn Keramik/Kohle Filter hat tadellos funktioniert. Wir haben nie Wasser aus Flaschen gekauft, sondern immer aus unserem Tank das Trinkwasser bezogen. Das Wasser hat normal geschmeckt und krank sind wir auch nicht geworden! Allerdings dauert das Befüllen mit nur einem Filter doch etwas länger. So mussten wir für 160 Liter ca. 1h einplanen! Und hat das nichts ausgemacht und somit bleibt alles wie es ist 🙂
Wir werden jetzt noch eine Frischwassertankentlüftung einbauen (das haben wir vor und während der Fahrt nicht mehr geschafft und mussten immer den Befülldeckel aufdrehen) und einen elektrischen Absperrhahn am Wassertank nachrüsten. Es war schon etwas umständlich ständig den manuellen Wasserabsperrhahn auf und zu drehen, da er unter der Sitzbank liegt. Im Grunde ist ein Absperrhahn nicht nötig, aber bei den ganzen Vibrationen unter der Fahrt wollen wir sicher gehen, dass sich der volle Tank nicht komplett entleert und Karlchen zu einem Schwimmbad macht 🙂
Der Absperrhahn wird zusammen mit der Sicherung für die Wasserpumpe angeschlossen, was den Prozess sehr vereinfacht. Es muss lediglich beobachtet werden, wieviel Strom dadurch verbraucht wird. Laut Hersteller sind es weniger als 80mA.
Des Weiteren werden wir ein Mischwasserventil einbauen, was die Temperatur des Warmwassers auf 40°C begrenzt. Das spart Wasser beim Duschen, da die Temperatur automatisch eingeregelt wird. Der Einbau sollte sehr schnell und einfach sein, da auch die Durchmesser der Anschlüsse 10mm beträgt, wie die Schläuche in unserem Wassersystem.
Heizung & Warmwasser
Die Planar Dieselheizung 44D hat „fast“ tadellos funktioniert…leider ist sie mit 4Kw überdimensioniert! Die Variante mit 2Kw reicht absolut aus für so einen kleinen Raum. Zu Beginn hatten wir das Problem, dass die 60mm Luftschläuche die wir aus der Not heraus verbaut hatten (es fehlten die passenden Adapter bei Abfahrt), zu klein waren. Dadurch entstand ein Wärmestau und die Heizung schaltete nach ca. 1h ab. Mit einigen Aluminium-Hitze-Tape und altem Schlauch haben wir uns nach 3 Tagen Adapter selbst gebaut und für mehr Abluft gesorgt. Damit war das Problem behoben und die Heizung lief durch! Der Innenraum wird schnell warm und auch das Wasser in dem Elgena Boiler war nach 30min bei ca. 60°C. Es ist allerdings nicht möglich, die Heizung auf niedrigster Stufe über Nacht laufen zu lassen. Es ist uns einmal passiert, weil wir eingeschlafen sind. Dies hatte zur Folge, dass wir nachts um 02:00Uhr bei ca. 40°C im Innenraum aufgewacht sind und kaum noch Luft bekamen. Also haben wir die Heizung immer beim zu Bett gehen ausgemacht (ca. 28°C im Innenraum) und beim altersbedingten morgendlichen Toilettengang so gegen 5:00Uhr wieder eingeschaltet. Das funktionierte super und es wurde nie kälter als 18°C im Innenraum, obwohl es draußen nur ca. 6° – 10° Celsius waren. Wir werden allerdings den versuch starten ein anderes Bedienteil mit Thermostat nachrüsten. Dies hat allerdings den Nachteil, dass beim Starten der Heizung immer wieder der Start-Zyklus der Heizung durchlaufen werden muss, der etwas lauter ist. Mal sehen…versuchen wollen wir es.
Der Elgena Boiler mit 10Liter funktioniert super! Er hält das Wasser lange warm und die heiße Luft der Heizung erwärmt das Wasser sehr schnell. Die 10 Liter reichen für 2 Duschvorgänge hintereinander…dann sind die Reserven an Warmwasser allerdings aufgebraucht! Für uns ist das so ok!
Toilette
Eine Toilette dabei zu haben ist einfach nur klasse! Es geht auch ohne, aber mit ist deutlich angenehmer. Wir haben eine Thetford Chemie Toilette mit Kassette verbaut. Funktioniert tadellos, allerdings würden wir, nachdem wir uns auf der Fahrt mit einigen Leuten unterhalten haben, eine Trockentoilette verbauen. Wir waren immer etwas skeptisch, haben uns jetzt allerdings überzeugen lassen, nach dem wir es live gesehen haben. Es riecht wirklich nicht und muss nur alle 10 Tage gelehrt werden. Einfach den Sack entnehmen und in den Müll schmeißen…fertig. Der Urin kann ebenso überall entsorgt werden. Ich denke es wird der Tag kommen, wo wir umrüsten, aber jetzt bleibt es erstmal wie es ist!
Bett
200×140 cm sind ein Traum, den wir nicht missen möchten. Ebenso war es toll, dass das Bett immer aufgebaut gewesen ist und am Abend nicht errichtet werden musste. Das würden wir immer wieder so machen!
Kabine
Die Kabine ist ein Traum und toll isoliert! Es gab viele Stimmen, die gesagt haben, dass die Kabine mit 4m zu klein ist. Das finden wir überhaupt nicht. Das Platzangebot ist für 2 Personen absolut genial. Wir haben in einer Nacht sogar mit 4 Personen in der Kabine geschlafen…geht auch 🙂 Die KCT Fenster sind jeden Cent wert! Wir können nur jedem empfehlen diese Fenster zu verbauen…wer sie verbaut hat, der weiß warum!
Die Tür und die Klappen sind mit KCT 3-Punkt-Schließtechnik versehen. Auch das ist für uns ein absolutes MUSS und funktioniert tadellos!
Die Vorteile, dass unsere Kabine aus Alu mit Pulverbeschichtung ist durften wir während unserer Fahrt auch kennen lernen. Es kommt immer wieder vor, dass Äste von Bäumen und Palmen bei engen Durchfahrten am Koffer kratzen. Wäre unser Koffer lackiert gewesen, wären jetzt bereits die ersten Ausbesserungen von Nöten gewesen! Dank Pulverbeschichtung ist rein gar nichts zu sehen 🙂 !!!
Der Hilfsrahmen und die Lagerung sehen aus, wie am ersten Tag…keine Risse oder verdächtige Spuren; Und wir haben Karlchen nicht geschont…
Elektrik
Die Elektrik arbeitete fehlerfrei und wir würden alles wieder genauso machen, wie es jetzt ist. Etwas Luft nach oben gibt es jedoch…aber der Reihe nach!
Wir haben derzeit Thunder-Sky/Winston 60Ah WB-LYP60AHA Batterien verbaut, die über 500Watt Solarpanels oder den Victron Multi Plus 24/3000/70 geladen werden. Eine Ladung während der Fahrt über die LiMa des Fahrzeugs konnten wir aus zeitlichen Gründen vor der Fahrt noch nicht umsetzen. Diese ist aber vorgesehen…irgendwann!
Vor der Fahrt haben uns viele Leute prophezeit, dass wir damit nicht hinkommen…sind wir aber, und zwar problemlos ohne Einschränkungen! Die Akkus sind einfach der Hammer und völlig problemlos zu handhaben. Mit der Victron Energy App hatten wir alle Messwerte ständig im Blick (die Verbindung via Bluetooth funktioniert sehr gut).
Bei einem voll geladenen Akku haben wir die Kühltruhe permanent laufen lassen, was ca. 15A / Tag verbraucht. Morgens haben wir 1Liter Wasser für Kaffee und Tee mit einem Wasserkocher gemacht und dieses dann in Thermoskannen gefüllt. Das Wasser ist dann für 6h heiß und der Verbrauch beträgt ca. 6A. In einer Pfanne haben wir mit dem Induktiv Kochfeld morgens das Brot getoastet. Das funktioniert super und verbraucht ca. 10A. Am Abend haben wir dann wieder gekocht, was je nach Gericht ca. 20 – 25A verbraucht hat. Ein weiterer Kaffee war dann Abends auch noch drin ;-). Unser gesamter Verbrauch lag also pro Tag bei ca. 50 – 55A. Der Ertrag über die Solarpanels konnte dies problemlos erbringen; Selbst an Tagen, wo die Sonne nicht permanent geschienen hat, wurden die Akkus im Schnitt noch mit 4A über 10h geladen. Wenn die Sonne den ganzen Tag geschienen hat, wurde mit bis zu 12A geladen. In den 4 Wochen Reise, haben wir nur 5x den Landanschluss verwendet und selbst das hätten wir nicht gemusst!
Da wir jedoch planen mit Karlchen auch in den Winterurlaub zu fahren, werden wir noch einmal weitere 60Ah an Akkus verbauen, um auf der sichern Seite zu sein. Vermutlich werden wir irgendwann auch die Solarpanels auf 1000W erhöhen, also 2 weitere verbauen…aber das hat Zeit!
Da alle Wandler (24V > 220V und 24V > 12V) selbst wenn sie nicht genutzt werden Strom verbrauchen, ist es wirklich wichtig so viele 24V Verbraucher wie möglich zu verbauen (was bei uns der Fall ist)
Atego 1018 4×4
Nun aber zum Fahrzeug selbst! Auch hier fällt das Fazit nur positiv aus. Der Atego ist wirklich ein tolles Auto und hat nur einen Mini-Defekt während der gesamten Fahrt gehabt. Auf der Fahrt nach Marokko kam ein Fehler, der die Fahrt nicht beeinträchtigt hat, den wir dennoch in einer Werkstatt in Barcelona haben prüfen lassen. Letztlich waren 2 Temperatursensoren die die Ansaugluft messen defekt, die getauscht wurden. Dadurch, dass der Atego eine Militärversion ist, scheint ihn das aber nicht an der Weiterfahrt zu hindern! Ab da lief Karlchen wie ein Uhrwerk (im Übrigen auch ohne AddBlue). In Marokko gibt es kein AddBlue und auch in Spanien und Frankreich haben wir an keiner Tankstelle eine AddBlue Säule gesehen (was uns sehr verwundert hat). Etwas nervig ist die Motorkontrollleuchte, die für ca. 7000km geblinkt hat weil der AddBlue Tank leer war…aber was soll’s!
Die Fahrgeräusche im Fahrerhaus sind mehr als erträglich…ja, es ist wirklich leise…wenn da nicht die Reifen wären. Der Continental MPT80 ist bestimmt ein sehr guter Reifen, aber nach einigen tausenden von Kilometern hört man ihn dann doch schon etwas mehr als auf den ersten Kilometern Fahrt, wo noch die Euphorie des Neuen groß ist. Da wir in den kommenden Monaten viel auf normalen Straßen unterwegs sein werden, liegt es nahe einen Straßen tauglicheren Reifen zu verbauen. Hier haben wir auch schon ein Angebot eingeholt für den Hankook, der als „Baustellenreifen“ robust genug ist, aber deutlich mehr Laufruhe hat. Eine weitere Alternative ist der Michelin XZL, der zwar gröber als der Hankook ist, aber trotzdem noch etwas laufruhiger als unser Conti MPT80. Ebenso werden wir die Reifengröße ändern, da die momentan verbaute Größe 14.5 R20 sehr teuer ist und der 385/65/22.5 einen etwas größeren Abrollumfang hat, was die Motordrehzahl leicht mindert bei gleicher Geschwindigkeit.
Zum Thema Verbrauch: Wir waren vor Beginn der Fahrt auf ca. 20 Liter / 100km eingestellt…Gewicht und Größe fordern eben ihren Tribut! Beim ersten Tanken wurde uns dann jedoch ganz anders, als wir einen Verbrauch von 26 Litern ausgerechnet haben…damit hatten wir wirklich nicht gerechnet! Mit einer Erhöhung des Reifendrucks von 4,5bar (wegen des Fahrkomforts) auf 6bar konnten wir den Verbrauch immerhin um ca. 1 Liter reduzieren. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit von 88km/h auf 84km/h brachte eine weitere Einsparung von 1 Liter.
Auf der Rücktour haben wir dann bei konstant 80km/h noch 23,5 Liter verbraucht, was vermutlich mit den Reifen das untere Limit ist.
Bei Stadtfahrten und Offroad ist und bleibt Karlchen allerdings durstig und möchte seine 26 Liter zu trinken haben :-)…sei es wie es ist!
Fahrkomfort
Aufgrund des kurzen Radstandes und der harten Federung für Geländeeinsätze hat es uns ganz schön durchgeschüttelt, wenn wir über schlechte Straßen oder Offroadpisten gefahren sind. Das hätten wir vor der Reise noch ganz anders erwartet…ja wir waren davon ausgegangen sehr komfortabel über Unebenheiten zu gleiten! Aus dem Gleiten wurde leider nix…ganz im Gegenteil; Wenn wir wussten, dass uns 100km Piste am Tag bevorstanden, haben wir sogar am Morgen schon mal präventiv eine Kopfschmerztablette genommen…und man glaubt es kaum…andere Offroad LKW Eigentümer, die wir auf der Reise getroffen haben, berichteten uns von gleichen Procedere…!
Ich hatte auf meinen Recherchen, vor dem Kauf von Karlchen, Inserate von Fahrzeugen gesehen, die Recaro Schalensitze verbaut hatten. Wenn ich damals noch dachte: “ Die sind doch nicht ganz klar im Kopf“, so muss ich heute sagen: „Ich weiß warum die das gemacht haben“.
Seitenhalt kann die Strapaze ungemein mindern, da man nicht mehr so viel hin und her geschaukelt wird, denn es schaukelt einfach alles: Fahrerhaus, Aufbau, luftgefederte Sitze…eben einfach alles! Da ist es schon gut für den Fahrer, dass er ein Lenkrad zum festhalten hat!
Wir möchten noch keine Recaro Sitze verbauen, aber dennoch wollen wir uns erkundigen, ob man am Fahrwerk etwas ändern kann…wenn nicht, dann eben nicht! Wer schön sein will muss eben leiden 😉
Sehr interessant der Technikbericht! Toll, dass trotz einiger noch ausstehender Aspekte alles recht gut funktioniert hat. Gruß, M.
Es hat wirklich alles super funktioniert! Wir würden direkt wieder so los fahren!
Hey ihr lieben!
seid Ihr auch auf der Abenteuer Allrad dieses Jahr? Vlt. gibt es dort dann ja die Gelegenheit für einen persönlichen Austausch. Ich (wir) würden uns freuen.
LG
P.S.: …es fehlt auf eurer Page irgendwie ein „reines“ Kontaktformular… / Impressum…?! 🙂
Hallo Christian,
schön, dass dir unser Projekt gefällt! Ja, wir planen die Abenteuer Allrad fest ein. Wenn also nichts dazwischen kommt, dann sind wir da 🙂 Wir haben schon viele Leute, die uns besuchen wollen und natürlich auch viele Leute, die wir treffen wollen.
Das Kontaktformular werden wir erstellen…ist irgendwie durchgerutscht !
Liebe Grüße aus Berlin,
Marina & Michael
Hallo Marina und Michael,
wir, Thomas und Claudia aus Berlin, planen aktuell den Aufbau eines MB 917 und wollen unsere Kabine ebenfalls bei EWR bauen lassen. Wir möchten fragen ob Ihr evt. Interesse an einem Erfahrungsaustausch, bei einem Glas Wein oder bei gutem Essen habt. Wäre schön von Euch zu hören.
L. G. Claudia
Hallo Michael,
ich weiß nicht wie aktuell bei dir das Thema Fahrwerk ist, aber ich hätte einen Tipp:
Die gefühlte Härte kommt weil „Karlchen“ nicht ausgelastet ist. Die Federpakete sind für ein Gewicht bis 12 Tonnen (und fürs Militär meist noch ein wenig mehr) ausgelegt und damit unterfordert. Die Folge: Schlechtes Ansprechen, verschenken von Federweg beim verschränken und mangelnder Komfort. Es gibt aber auch Positives: Die Seitenwindempfindlichkeit und das Spurrillennachlaufen ist geringer.
Ich habe bei meinen Autos in diesem Fall immer eine Federlage entfernt und die geringere Bauchfreiheit durch Blöcke ausgeglichen.
Als Anhaltspunkt, wie hart deine Achsen sein sollen, kannst du die „Nulllage“ ausmessen. Sie sollte noch 50-60% des Gesammtfederwegs zum einfedern übrig lassen.
Gruß, René